EINE NACHT, 12 WÜNSCHE

In der Nacht von Sonntag auf Montag haben wir uns, mit dem Bus, auf in Richtung Jaisalmer gemacht. 15 Leute und zwei, recht junge, Busfahrer. 11 Stunden dauerte die Fahrt mit einem Stopp an einer Raststätte mit den besten Toiletten die ich jemals in Indien gesehen habe. Da geht man doch dann gerne mal!

Als wir dann endlich angekommen waren, rief ich Aniket an. Mit ihm hatte ich den gesamten letzten Tag telefoniert und für unsere Safari alles abgeklärt und natürlich auch über den Preis verhandelt. Nur so nebenbei, ich konnte den Preis um Rs. 600 pro Person runterhandeln! Am Telefon erklärte Aniket dann unseren Busfahrern, wo sie hinfahren müssen. An dem Ort angekommen, rief ich ihn erneut an, um ihm mitzuteilen, dass wir jetzt da seien. Eine Minute später strahlte mich ein super freundlicher, sehr junger, Inder an. Aniket war sehr anders als ich ihn mir vorgestellt hatte! Sehr gepflegt, nur 3 Jahre älter als ich, perfektes Englisch, sehr zuvorkommend und einfach knuffig mit den liebsten Augen die ich jemals gesehen habe. Wir begrüßten uns und liefen in die Richtung des Büros. Auf dem Weg dorthin erzählte er mir einiges über Jaisalmer und den Ort, an dem wir uns gerade befanden. Das Büro war genau im Zentrum der Altstadt lokalisiert, direkt neben dem ältesten, noch bewohnten Fort Indiens. In ihm wohnen über 500 Menschen. Es war ein bombastischer Anblick! Leider hatten wir keine Zeit das Fort zu besichtigen.
Da wir vor 15 Uhr angekommen waren, hatten wir noch 1,5 Stunden Zeit, um Mittag zu essen, die letzten Besorgungen zu machen und für mich hieß es zudem noch „Geld eintreiben“. Aber als aller erstes brauchte ich einen ATM, denn ich hatte nur noch Rs. 100 im Portmonee. Also stapfte ich mit Aniket, Sascha, Marwan, Julia und Sherif los. Julia, Sherif und Aniket verließen uns nach ein paar Minuten in Richtung Moneychanger. Mit der Wegbeschreibung die mir Aniket gab, war der ATM auch schnell gefunden, das Geld abgehoben und wir drei wieder zurück im Büro. Ich bin dann noch schnell los, um mir eine Sonnenbrille und ein dünnes Tuch zu kaufen. Gleich in den ersten beiden Shops wurde ich fündig, was mir einige Nerven gespart hat! Insgesamt konnte ich den Preis für beides von 10€ auf 4€ runterhandeln. Zu meiner Freude fand ich auch noch gekühltes Tonic Water im Laden nebenan. Mit meinen Errungenschaften kehrte ich dann zurück zum Sahara Travels Büro, setzte mich zu Aniket an den Schreibtisch, ließ mir nochmal alles aufschlüsseln und begann danach die Rs. 19.500 einzusammeln. Als ich das ganze Geld zusammen hatte, überreichte ich es und schwupps, saßen wir auch schon in unseren Jeeps auf dem Weg in die Wüste.
Die Jeeptour dauerte ca. 1,5 Stunden und führte uns in ein Geisterdorf Namens Kuldhara. Dieses Dorf ist seit 1800 nicht mehr bewohnt. Es ist eine Geschichte der Paliwal Brahmanen, die unter einen schlechten Herrscher lebten, der auf alles viel zu hohe Steuern verlangte. Dieser Herrscher verliebte sich eines Tages in die Tochter des Dorfältesten. Die Dorfbewohner hatten nur einen Tag den Heiratsantrag zu akzeptieren. Da allerdings das gesamte Dorf gegen die Verbindung war, beschlossen sie in der Nacht zu fliehen und nie wieder zu kommen. Seit dem ist das Dorf leer.
Nachdem wir uns dort ein wenig umgesehen hatten, verließen wir den Ort und düsten weiter zu einer Oase. Diese hatte eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich. An diesem Ort schien alles in Einklang mit sich zu sein. Es war sehr faszinierend. Sherif entschied sich spontan schwimmen zu gehen und sprang in das klare Wasser. Wenn ich ein Junge gewesen wäre, hätte ich es ihm gleich getan. Es war einfach ein perfekter Moment. Nachdem ich mich für ein paar Minuten von der Gruppe abgeseilt hatte und eine spontane, sehr kurze Meditation eingelegt hatte, um den Ort in vollen Zügen in mich aufzusaugen, ging es weiter, tiefer in die Wüste und zu unseren Kamelen, die schon auf uns warteten.
Ich begrüßte meine etwas ältere Kameldame Lalu und stieg auf ihren Rücken. Sie sollte für die nächsten zwei Stunden meine Begleiterin sein.
Dazu sei gesagt, nach zwei Stunden auf einem Kamel tut der Allerwerteste ganz schön weh!!! Zwischendurch musste ich einmal absteigen, weil sich mein Sattel langsam löste. Fünf Minuten später ging es dann auch für mich und Lalu weiter. An unserem Campingplatz angekommen, bauten unsere Begleitpersonen die Betten auf und fingen an unsere traditionelles rajasthani Essen zuzubereiten. Es gab Sabji (Gemüsemix), Chapati (Brot), Dal (Linsen) und Reis, außerdem konnten die, die es wollten auch noch scharfes Curry haben. Ich habe es natürlich genommen. Für mich war es nicht all zu scharf, aber so richtig geschmeckt hat es mir trotzdem nicht, weil gefühlt alle anderen Gewürze daran gefehlt haben. Im Gegenteil dazu, war das Sabji so ziemlich das beste was ich jemals gegessen habe! Es war so, so, so lecker, dass ich so viel gegessen habe, dass mir nach dem Essen schlecht war, weil ich nicht aufhören konnte!
Nach dem Abendessen haben wir uns auf unsere Betten gelegt und für Stunden in den Himmel geschaut. Gefühlt war das die Nacht meines Lebens! So einen Sternenhimmel habe ich noch nie! gesehen! Tausend Sterne, Planeten, Sternbilder und vor allem einen Anblick der Milchstraße, der einfach nur Atemberaubend war! 12 Sternschnuppen habe ich gezählt und fleißig gewünscht. Ein Abend, eine Nacht, die ich niemals vergessen werde. So wunderschön und unvergesslich, dass ich sofort wieder dieses Glücksgefühl in meinem Bauch verspüre, wenn ich nur daran denke.
Die Nacht verlief ziemlich kalt und ohne größere Probleme ab. Um ca. 1 Uhr trug sich ein kleiner, größerer Hundefight direkt vor unseren Betten ab, den ich eigentlich gar nicht mitbekommen habe, allerdings durch die Angstschreie unserer Ägypterinnen wach gemacht wurden bin und dann auch ein bisschen Panik geschoben habe. Ich habe mich dann allerdings wieder hingelegt, meinen Schal über mein ziemlich besandetes Gesicht gelegt und bin erst wieder kurz vor Sonnenaufgang aufgewacht. Dieser war nur semispektakulär. Die Sonne war zwar zu sehen, aber so richtig viel Farbe gab es nicht. Ein bisschen enttäuscht krakselte (schreibt man das so???) ich dann die Sanddünen wieder runter, zurück zu unserem Schlafplatz, wo das Frühstück auch schon fertig war. Porridge, Bananen, Chai mit Keksen und Toast mit Marmelade. Da ich indische Marmelade einfach nicht mag, da sie mich an meine Barbiezahnpasta aus meiner Kindheit erinnert, habe ich nur Porridge, welcher echt lecker war, und Bananentoast gegessen. Alles in allem ein sehr leckeres Frühstück!
Da mir und ein paar anderen der Allerwerteste noch ziemlich von den zwei Stunden Kamelreiten weh tat, haben wir beschlossen nicht noch einmal für eine. Stunde auf die Kamele zu steigen. So fuhren wir dann mit dem Jeep in Richtung Treffpunkt und warteten dort auf die anderen. In der Zeit passierte ein weiteres Highlight für mich. Eigentlich habe ich nur aus Spaß gefragt, ob ich den Jeep mal fahren könne und nicht wirklich damit gerechnet, dass ich wirklich darf! Aber aus irgendeinem Grund hat Papu (unser Jeepfahrer) „Ja“ gesagt?! Er stand dann in der Tür und ich bin ein ganz kleines Stück durch die Wüste gebrettert! Nach nur 3 Minuten ging es dann schon zurück. Da aber kurz bevor die anderen wieder da waren einige Mädels Mal mussten, drückte mir Papu die Schlüssel erneut in die Hand, wies mit dem Finger auf einige Büsche am Horizont und meinte, ich solle sie dahin fahren. Ich griff den Schlüssel freudestrahlend und sprang in den Jeep. Einige kletterten auf das Dacht des Jeeps und dann ging es los! „Über Stock und über Steine, aber brich dir nicht die Beine!“ Es war sooo cool! Ein bisschen ungewohnt war es schon mit Links zu schalten, vor allem weil es immer gleich ablief: meine rechte Hand griff nach rechts ins Leere, ich stieß ein leises „damn it“ aus und legte dann mit links die Gänge ein, bevor es weitergehen konnte. Das war eine ziemlich abgefahrene Erfahrung, viel mehr kann ich dazu eigentlich gar nicht sagen.
Nach meiner kleinen Jeeptour ging es dann mit den anderen und einem weiteren Jeep zurück nach Jaisalmer, wo wir ziemlich direkt in unseren Bus nach Jodhpur gestiegen sind.

Sechs Stunden später, kamen wir in Jodhpur an und dafür, dass mir sehr viele Inder erzählt haben, dass Jodhpur schöner sei als Udaipur, war ich vom ersten Eindruck ziemlich enttäuscht. Klar ist Jodhpur eine sehr schöne Stadt, aber Udaipur war einfach Atemberaubend! Wir stoppten mit dem Bus am Zentralgefängnis und fuhren mit Tuk Tuks weiter zu unserem Hostel – Busse und alles was größer als ein kleines Auto ist, darf und kann die Innenstadt/Altstadt nicht durchqueren, weil die Straßen zu eng sind. Nach ca. 15 Minuten kamen wir dort auch an. Es war ein wirklich schönes Hostel, mit richtigem Bad, warmen Wasser, weichen!!! Betten und sehr freundlichem Personal, Klimaanlage und einem Föhn im Zimmer (was für mich bekanntlich sehr gut ist). Nachdem wir dann aber 2 Stunden auf unsere Essen warten mussten, war unsere Laune ein bisschen runter. Ich bin dann mit Sascha, Marwan und Amira im Dunkeln noch losgezogen, um Gullab Jammun (die beste indische Süßigkeit die es gibt!!!) zu finden. Gesagt getan. Es hat gut 30-40 Minuten gedauert ehe wir einen guten Sweetshop gefunden hatten. Aber es hat sich wie immer gelohnt, für Gullab Jammun tuen wir doch alles! Kaputt, aber glücklich liefen wir dann wieder zurück zum Hostel, was nur Dank Googlemaps gelang, da wir uns total verlaufen hatten. Zurück im Hotel vielen Sascha und ich sofort ins Bett und schliefen tief und fest den wahrscheinlich besten Schlafen den wir je in Indien hatten.
Am Tag darauf ging es dann nach dem Frühstück in Richtung Mehrangarh Fort. Das Fort erhebt sich hunderte Metere über der Skyline von Jodhpur. Gebaut aus rotem Sandstein ist es das größte Fort in gesamt Asien. Viel wurde schon über die Zitadelle der Sonne geschrieben und ich kann mich allem nur anschließen, das Mehrangarh Fort ist ein spezielles und Atemberaubendes Kunstwerk an sich! So gigantisch wie es ist, zählt es auch zu den am besten erhaltenden Forts Indien. Ich lass hier einfach wieder die Bilder sprechen:

Am Abend haben wir uns dann noch den Citypalace angeschaut. Der war auch mega schön, aber ich hatte erwartet, dass wir mehr sehen würden. Aber leider konnten wir nur in einen sehr kleinen Bereich und zur Autosammlung. Als ich den Citiypalace zum ersten mal gesehen hab, war ich schon ganz schön baff. Von außen war der so wunderschön! Von innen kann ich es leider nicht ganz beurteilen, aber was ich gesehen habe, auf jeden Fall!

 

Ich melde mich auf jeden Fall ganz schnell wieder, da ich jetzt nicht mehr so viel auf Achse bin! Das Praktikum ist ja fast zu ende und von meiner letzten Reise bin ich Donnerstag Nacht wiedergekommen. Ich versuche mich zu beeilen :)